Windkraft und Wasserkraft: ein wackliger Vergleich

"Leserbriefautor Dominik Clément konstruiert eine Parallele zwischen der Entwicklung der Wasserkraftwerke und der offenbar zu erwartenden Windkraft in der Schweiz. Der Textinhalt lässt die Erwartung durchscheinen, dass der Stromerzeugung mit Windrädern in unserem Land ein vergleichbarer Erfolgsweg winkt wie den alten Stauseen. Hier drängt sich ein kurzer Blick in die schweizerische Statistik der erneuerbaren Energien, Ausgabe 2009, auf: Der Anteil der Wasserkraft in unserem Land betrug im vergangenen Jahr 2009 exakt 54,1 % der Gesamtstromproduktion von 63 971 Gigawattstunden (GWh), die Windkraft ihrerseits kommt auf 0,035 % - ein gutes Drittel eines Promilles. Dieser Vergleich allein sollte eigentlich schon genügen.

Aufschlussreicher als die statistische Momentaufnahme von 2009 ist jedoch die Frage, wie sich die Windkraft in der Schweiz in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird. Logischerweise hat sich auch das Bundesamt für Energie hierfür interessiert; es schätzt das Potenzial, aufgrund einer Studie des Paul Scherrer Instituts (PSI) in Villigen, für das Jahr 2035 auf rund 600 Gigawattstunden. Diese Strommenge erreicht, wie man oben sieht, die 1%-Schwelle immer noch nicht. Der AKW-Ersatz, auch ein Teilersatz, wird effizientere Techniken erfordern.

Um auch nur 5% der Stromerzeugung in unserem Land mit Windkraft zu erreichen, müssten 800 Windräder à 4 GWh, mit Kosten von annähernd 50 Milliarden Franken, auf den schönsten Kreten der (fast ausschliesslich westschweizerischen) Voralpenlandschaft betrieben werden.

Nicht die Windkrafttechnik als solche ist unser Problem, sondern das eklatante Missverhältnis zwischen dem industriellen Rieseneingriff in die Natur einerseits und der mageren, unregelmässigen und zudem teuren Ausbeute andererseits."

Bruno Koestinger,

Rechthalten, 5 octobre 2010

Source et original : courrier des lecteurs, Freiburger Nachichten