Windpark: Realität und Träumerei

"Die Grünliberale Partei des Kantons Freiburg (glp) singt ein Loblied auf den geplanten Windpark auf dem Schwyberg (FN vom 18. Juli).

Jedes Bemühen um «saubere» Energieproduktion in Ehren - es stellen sich doch auch Fragen: Sind sich die Schwärmer bewusst, dass das Projekt auf Mehrverbrauch ausgerichtet ist und damit kein einziges Atomkraftwerk ersetzt? Sind sie sich bewusst, wie sich die neun - auf Spitzenhöhe 140 Meter messenden - Rotoren, die den St.-Niklaus-Turm in Freiburg um mehr als das Anderthalbfache überragen, dereinst auf die jetzt noch intakte, einmalig schöne Bergwelt auswirken wird? Haben sie sich mit der Tatsache auseinandergesetzt, dass die Ausbeute an Energie mit diesen Riesendingern extrem gering ist? Der Schaden an der verschandelten Landschaft hingegen wird gross und irreversibel sein.

Haben sich die glp-Vordenker auch gefragt, warum man Solches dem Sensebezirk zumutet und nicht (auch) unseren Greyerzer Nachbarn, so z. B. mit einer Anlage auf dem Moléson? Wenn sich schon, wie freudig erwartet, die Touristen um die Plätze zur Besichtigung der Propeller streiten werden, müsste doch eine derartige «Attraktion» auf dem Moléson höchst erwünscht sein. Der Volksaufstand im Süden wäre gewiss wie das Amen in der Kirche! Aber die Sensler sind gefügig und seit jeher auf Unterwürfigkeit dressiert und auf Respekt vor allen und allem, was «von oben» kommt. Tourismusförderung? Ausgerechnet im Schwarzseegebiet, wo dieser Wirtschaftsfaktor eine wichtige Rolle spielt, stellt die unberührte Berglandschaft wohl das wichtigste Kapital dar! Dieser Trumpf ist gefährdet.

Weiter: Wie soll der Strom einmal transportiert werden? Warum bildet der Bau der Masten und Leitungen nicht Gegenstand der Baueingabe? Man kann dreimal raten! Ist die Bevölkerung des angrenzenden Einzugsgebietes korrekt orientiert und zur Sache befragt worden? Wer hat eine Ahnung vom Verhältnis zwischen Befürwortern und Skeptikern des die Landschaft völlig entstellenden Projektes? Wie viele werden eines Tages bös erwachen, wenn der Windpark einmal steht, und zwar nicht versuchsweise, sondern definitiv? Die Absenz jeder kritischen Hinterfragung in gewissen Kreisen ist erstaunlich, die Lethargie und Resignation im anderen Lager auch."

Bruno Koestinger,

Rechthalten, 21 juillet 2009

Source et original : courrier des lecteurs, Freiburger Nachichten